Nebenwirkungen und Beschwerdemanagement.

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„Psychotherapie ist heute zu einer Sache fast aller Menschen geworden. Zwar ist sie erwachsen auf ärztlichem Boden. Aber sie hat sich von ihrem Ursprung losgelöst … Wer sich in psychotherapeutische Behandlung begeben will, sollte wissen was er tut und was er zu erwarten hat“.

Der Psychiater und Philosoph Carl Jaspers 1953: „Wesen und Kritik der Psychotherapie“

Leider wissen viele Hilfe suchende Patienten nicht, worauf sie sich genau bei einer Psychotherapie einlassen. Daher möchte ich Sie umfassend aufklären, was bei einer Psychotherapie passieren könnte. Denn je besser Sie darauf vorbereitet sind, desto leichter werden Sie auch schwierige Phasen durchstehen können.

Zum einen kann, wie bei allen anderen Heilbehandlungen auch, keine Garantie auf Heilung gegeben werden. Denn hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

  • Der Veränderungswunsch bzw. Leidensdruck des Patienten
  • Die Mitarbeit des Patienten (Compliance)
  • Die Zeit zwischen Erkrankungs- und Behandlungsbeginn bzw. Wartezeit bis Therapiebeginn
  • Die Art und Schwere der psych. Erkrankung
  • Ob biologische oder genetische Faktoren eine Rolle spielen
  • Patienteneinstellungen, -erwartungen und-erfahrungen
  • Unterstützung durch Freunde und Familie
  • Die therapeutische Beziehung sowie das Vertrauensverhältnis zueinander
  • Äußere Faktoren aus Familie, Beruf, Wohnsituation etc.
  • Die Therapiemethode und -erfahrung sowie persönliche Kompetenzen des Therapeuten

Zum anderen können unangenehme Effekte als Teil der Behandlung auftreten. Diese werden als Nebenwirkungen im engeren Sinne bezeichnet und können auch bei einer sachgerecht durchgeführten Psychotherapie entstehen. Teilweise sind diese sogar gewollt. Bitte bedenken Sie auch, dass eine Psychotherapie oft harte Arbeit ist und nicht immer angenehm.

Unangenehme Begleit­erscheinungen müssen kein Zeichen dafür sein, dass etwas schiefläuft. Sie treten auch auf, wenn der Therapeut alles korrekt macht – oder gerade weil er das tut. Denn in einer Psycho­therapie liegt der Fokus auf den unerfreulichen Seiten des Lebens. Ihre Schwächen und Probleme kommen zur Sprache. Das kann nach­denk­lich stimmen, manche Menschen aber auch über­fordern, depressive oder Angstsymptome auslösen oder verstärken. Dies alles sind natürliche Reaktionen wenn man sich gezielt mit problematischen Lebens­inhalten beschäftigt.

Ein Beispiel: Sie könnten während der Sitzung durch unser Gespräch traurig werden und anfangen müssen zu weinen. Dies ist sicherlich nicht schön. Diese Nebenwirkung muss aber in Kauf genommen werden, damit das Therapieziel (z.B. Durcharbeiten eines Verlusts) erreicht werden kann.

Bitte bedenken Sie dies und überlegen in Ruhe, ob Sie mögliche Nebeneffekte in Kauf nehmen möchten.

Während Ihrer Psychotherapie kann es zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

  • Anfänglich kann es Ihnen schlechter gehen als vorher. Schmerzhafte Gefühle, die bisher vermieden wurden oder angstbesetzte Gedanken könnten bewusster wahrgenommen werden. Selten kann es zu Suizidgedanken kommen.
  • Unangenehme Gefühle können schrittweise bewusst herbeigeführt werden, um die Krankheit zu behandeln (z.B. bei einer Spinnenphobie oder Lampenfieber).
  • Veränderungen in der Wahrnehmung von Affekten, Erlebnissen, Erinnerungen und Beziehungen können entstehen. So können sich auch Ihre Einstellungen und Verhaltensweisen ändern. Beispielsweise könnten Sie selbstbewusster auftreten oder Ihre Interessen deutlicher vertreten.
  • Dies kann nicht nur Sie betreffen, sondern auch Auswirkungen auf Ihr Umfeld (Partner, Familie, Arbeitsplatz etc) haben. Auch diese müssen erst lernen, mit Ihrem neuen Selbstbewusstsein umzugehen. Haben Sie vielleicht bisher immer hinter allen hergeputzt und machen dies nun nicht mehr, könnte das den anderen durchaus nicht gefallen. Unter Umständen können auch größere Veränderungen geschehen, wenn Sie beispielsweise merken, dass Sie mit Ihrem Partner keine gemeinsame Basis mehr haben und Ihnen in der Therapie bewusst geworden ist, dass Sie sich lieber trennen möchten. Auch beruflich können sich Veränderungen ergeben.
  • Aber auch umgekehrt kann zunächst einmal eine gefühlt große Abhängigkeit vom Therapeuten oder Ehepartner entstehen. Auch das kann Teil eines Veränderungsprozesses sein, dass der Therapeut zeitweise den nötigen Halt gibt, bis sich nach einer Veränderung wieder die gewohnte Stabilität eingestellt hat.
  • Bisher vergessene oder bewusst verdrängte negative Erinnerungen könnten in der Therapie wieder zum Vorschein kommen.
  • Behandelte Kinder könnten selbständiger werden, sich mehr abgrenzen und eigenständiger denken.
  • Negative Gefühle in Bezug auf den Therapeuten können zeitweilig vorkommen.
  • Unerwartete Komplikationen können auftreten (Krankheit des Therapeuten, Veränderung äußeren Umstände), die die Therapie erschweren, verlängern oder unmöglich machen.
  • Weitere nicht genannte Nebenwirkungen können in Bezug auf Ihre ganz persönliche Lebenskonstellation auftreten.

Vor Beginn Ihrer Therapie werden wir alle Punkte persönlich besprechen und Sie können Fragen stellen, falls Sie etwas nicht verstanden haben oder weitere Bedenken haben. Auch über das für Sie am besten geeignete Therapieverfahren werde ich Sie informieren und Sie können mir diesbezüglich Ihre Wünsche mitteilen.

Wenn Sie Ihre Therapie bereits begonnen haben und das Gefühl haben, die Therapie tut Ihnen insgesamt nicht gut oder Sie halten die negativen Begleiterscheinungen nicht mehr aus, sprechen Sie diese bitte in Ihrer nächsten Sitzung oder in Notfällen telefonisch an.

Nach dem Therapieende werde ich Ihnen mit Ihrem Einverständnis nach einiger Zeit einen kurzen Fragebogen zusenden, in dem Sie unter anderem auch anführen können, was ich hätte besser machen können. Ich würde mich freuen, wenn Sie diesen ehrlich ausfüllen und mir zurücksenden würden. Er hilft mir, meine Arbeit zu reflektieren und somit auch zukünftigen Patienten besser helfen zu können.

Im Gegensatz zu den möglichen Nebenwirkungen einer Therapie entstehen Therapiefehler durch eine unsachgemäß erfolgte Behandlung. Behandlungsfehler können rechtlich geahndet werden. Sie sind grobe Verletzungen Ihrer körperlich, seelischen oder geistigen Gesundheit (z.B. sexueller Missbrauch, Nötigung, Schweigepflichtsverletzungen etc.).

Sollten Sie sich unsicher sein würde ich mich freuen, wenn Sie mich zunächst ansprechen und wir gemeinsam Missverständnisse oder Probleme aus dem Weg räumen könnten.

Sie haben aber auch die Möglichkeit, eine gezielte unabhängige Beratung und Unterstützung bei Zweifeln, Konfliktsituationen oder möglichen Grenzüberschreitungen in der Psychotherapie bei der Patientenberatungsstelle Ethikverein e. V. zu erhalten.

Die Berufsordnung für Heilpraktiker ist zwar rechtlich nicht verbindlich und umfasst keine Aufzählung von möglichem Fehlverhalten, ich werde mich aber dennoch an diesem und der Berufsordnung der Landeskammer für Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -psychotherapeuten Hessen orientieren und mich den ethischen Grundsätzen sowie dem Patientenrechtegesetz verpflichten.

Sollten Sie sich dennoch zu einer Beschwerde gezwungen fühlen, ist für mich als Heilpraktikerin für Psychotherapie das örtliche Gesundheitsamt zuständig. In meinem Fall ist es das Gesundheitsamt Heppenheim.